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Baukultur der Marktgemeinde Haus

Die Marktgemeinde Haus hat den Anschluss an das 21. Jahr­hundert nicht verpasst, sondern mischt sehr erfolg­reich in der Touris­mus­wirt­schaft der Region Schlad­ming-Dach­stein mit. Zeichen dafür ist unter anderem das Tal­stations­gebäude der leis­tungs­fähigen 8er-Gondel­bahn auf den Hauser Kaibling, auch als Beispiel gelungener moderner Baukunst und Baukultur.

Erfreulicherweise sind im gesamten Gemeindegebiet, besonders aber im Ortskern des Marktes Haus eine Reihe von wert­vollen bau­kultur­ellen Gebäuden erhalten geblieben, die dem Ort ein besonderes Gepräge verleihen. Den jeweiligen Besitzern sei für ihren sorgsamen Umgang mit diesen Zeugen aus der Vergangen­heit des Ortes herzlich gedankt.

Die nachstehenden Informationen sind dem Folder "Haus im Ennstal/Kultur & Geschichte" von Prof. Walter Stipperger, heraus­gegeben im Jahr 2001 vom Tourismusverband Haus-Aich-Gössenberg, 8967 Haus, entnommen und laden - wie im Folder angesprochen - zu einem kultur­geschicht­lichen Spazier­gang durch den Markt Haus ein:

Schloßgarten

Am Schlossplatz, dem heutigen Ortszentrum, stehen sich gleichsam Vergangen­heit und Gegen­wart gegen­über, denn das östlich gelegene, 1964 - 1965 erbaute und 2010 generalsanierte Gemeinde­amt hat seinen historischen Vor­gänger im gegen­über­liegen­den ehe­maligen Amts­haus der Pfleger des Erz­bistums Salz­burg, das im Baukern aus dem 16. Jahr­hundert stammt. Dieses "Schloss" genannte Gebäude erhielt in den Jahren 1817/18 durch einen groß­zügigen Umbau seine heutige Gestalt. An der nörd­lichen Außen­fassade befindet sich das Wappen des Salz­burger Erz­bischofs Hier­onymus Graf Colloredo (1772-1812).

Im Nahbereich des Schlosses befindet sich vor dem Kriegerdenkmal ein kleiner Gedenk­stein, der an einen berühmten Sohn von Haus erinnert. Es ist dies Guido Schenzl, der in Haus als Sohn eines Herr­schafts­beamten 1823 das Licht der Welt erblickte, nach seinem Studium Leiter der ungarischen Zentral­anstalt für Meteorologie und Erd­magnetis­mus in Budapest wurde und 1890 die Würde eines Abtes des Benedik­tiner­stiftes Admont erlangte.

Wintersportmuseum

Zum Schloss gehörte auch der schräg gegen­­über­liegende fast fensterlose Zehent­speicher, der "Troad­kasten" des Erz­bistums Salzburg. An die ehe­malige Funktion erinnert vielleicht der Spruch an der Aussen­fassade des Gebäudes: O lehrne doch in gutten Jahren / auch etwas für die Theurung sparen / Ja samle für die Zeit der Noth / besonders aber Himelsbrod.
In diesem Gebäude hat neben der öffent­lichen Bücherei die traditions­reiche Winter­sport­geschichte des Marktes Haus in Form des Wintersportmuseums seit 1999 eine sehens­werte Heim­stätte gefunden.

An der Marktstraße liegt das heutige Hotel Steger Herrschafts­taverne, das seinen Namen vom alten Tavernen (-Gast­wirtschafts)-Recht aus der Zeit der salz­burgischen Herr­schaft ableitet. Nachdem das seiner­zeitige Gebäude eine zeitlang als Wohnung für Herr­schafts­beamte diente, wurde es später wieder als Gaststätte reaktiviert.

Unter Denkmalschutz befinden sich die beiden privaten Wohn­gebäude Marktstraße Nr. 40 und Marktstraße Nr. 46. Sie waren einst Kauf­geschäft und Magazin. Wunderbar gepflegt ist der zu diesen Wohn­häusern gehörende, ebenfalls unter Denkmal­schutz stehen­de private Bieder­meier­garten.

An der Kreuzung Marktstraße/Kaiblingstraße steht der typisch salzburgisch-bajuwarische Bau (flache Dach­neigung) des heutigen Gasthofes Reiter, an dem vor allem die bemalten Kassetten unter dem breit aus­ladenden Dach auffallen. Die schon stark verwitter­ten Motive waren mit Hilfe des Steirischen Denkmal­amtes vorbildlich renoviert worden.

Beim Wohnhaus Kirchengasse Nr. 63, an der Abzweigung Marktstraße/Kirchengasse gelegen, fällt das hohe, durch (heute ver­schloss­ene) Zwischen­öffnung­en unter­brochene Dach auf. Hier befand sich der Betrieb eines Lederers, der auf dem luftigen Dach­boden die Häute trocknete. Der noch gebräuchliche Haus­name Lederer erinnert an diese Zeit.

Kirchengasse in Haus

In der Kirchengasse am "Ledererhaus" vorbei beginnt steil ansteigend die Kirchen­gasse. Bereits das erste Gebäude, Nr. 52, in alter Flach­dach­bau­weise, muster­gültig renoviert, verdient Aufmerk­sam­keit. Es ist das alte "Mesner­haus". Anfäng­lich war es Wohn­sitz für die damals noch in der Pfarre tätigen Hilfs­pries­ter. Später wurde es die Wohnung des Mesners, der auch den Dienst eines Schul­meisters versah. Im äußerlich sicht­baren Anbau war die alte Schul­stube unter­gebracht.
Haus hatte - wie aus den Archivalien ersicht­lich - bereits 1616, also lange vor den staat­lichen, unter Maria Theresia ein­geführ­ten Schul­gesetzen eine eigene Pfarr­schule. Die räum­liche Beengt­heit des Hauses lässt erahnen unter welch schwierigen Beding­ungen der Hauser Jugend einst die Grund­begriffe des Lesens und Rechnens bei­ge­bracht wurden.

Neben weiteren vorbildlich erhaltenen alten Holzhäusern in der Kirchen­gasse sei das heutige Kolping­heim erwähnt, das einst dem ört­lichen Färber gehörte. An der Außen­seite dieses Gebäudes kann man besonders schön die für die Zimmer­manns­arbeiten an den alten ein­heim­ischen Häusern typ­ischen "Verzink­ungen" der Holz­elemente sehen. Die ver­schied­enen Formen tragen, heute fast schon in Vergessen­heit geratene Namen wie z.B. Axt, Glocke, Uhr, Katze und andere.


Der Bereich um die Kirche:

Im gepflegten Friedhof, der sich rund um die Kirche schmiegt, steht das älteste sakrale Bauwerk des oberen Ennstales, die Kath­arinen­kapelle. Sie wurde in den Jahren zwischen 1399 und 1422 vom Chiem­seer Bischof Engelmar Kräl geweiht, nachdem die ursprünglich romanische Kapelle in gotischem Stil umgebaut worden war. Anläßlich der Kapellen­restau­rierung in den Jahren 1962 - 1964 wurde im Altarstein ein­gemauert das Weihe­siegel des Bischofs Engelmar Kräl gefunden, das den Hinweis auf die Zeit des Umbaues gibt.

Neben den Wandfresken das interessanteste Kunstwerk der Innen­aus­stattung der Katharinen­kapelle ist ein romanisches Kruzifix aus der Zeit um 1150 - das älteste in der Steier­mark - das ursprüng­lich in der Filial­kirche von Ober­haus war und daher in der kunst­geschicht­lichen Literatur als "Ober­hauser Kruzifix" bezeichnet wird. Durch die Restau­rierung der Katharinen­kapelle wurde auch der Karner (das Beinhaus) im Unter­geschoß frei­gelegt. Die darin befind­lichen Schädel- und Röhren­knochen von ungefähr 3000 Menschen wurden von Anthro­pologen unter der wissen­schaft­lichen Leitung von Prof. Ämilian Kloiber (Universität Graz) unter­sucht. Der Hauser Karner wurde wie die meisten Bein­häuser in Österreich über Anordnung Kaiser Josefs II. (1765 - 1790) ver­schlossen bzw. zugemauert. Heute dient die Katharinen­kapelle als würdige Auf­bahrungshalle.

Pfarrkirche Haus

Die Pfarrkirche zum hl. Johannes dem Täufer wurde in den Jahren 1750 - 1753 vom Kitz­büheler Bau­meister Cassian Singer errichtet. Die ursprüng­liche romanische Kirche wurde bei einem Brand 1750 zusammen mit dem Groß­teil des Ortes zerstört. Die künstler­ische Aus­gestaltung der Altäre der Kirche erfolgte durch den Juden­burger Bild­hauer Balthasar Prand­stätter und dessen Mitarbeiter. Die Kanzel schuf ein nament­lich nicht bekannter, taub­stummer Bild­hauer aus Salzburg. Ausstattungsteile stammen auch von Johann Martin Schmidt, dem "Kremser Schmidt". Unter dem Haupt­gebäude befindet sich eine Krypta, die mit den Über­resten der Brand­ruine zugeschüttet wurde.

Innenraum, Pfarrkirche Haus

Der Innenraum der Kirche wurde zuletzt 1999 vorbildlich renoviert.
Der Pfarrhof, im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammend, wurde nach der Brand­katas­trophe von 1750 neu errichtet.
Im angebauten Zehentspeicher der Pfarre befindet sich das von Herrn Prof. Walter Stipperger und Frau Dr. Lia Stipperger vorbild­lich auf­gebaute und heute von Herrn Heinz L. Dietmayer betreute Dekanatsmuseum.


In der Kaiblingstraße:

Herzmayerhof

Der Kirche westlich gegenüber an der Kaiblingstraße liegt der "Herzmayerhof". Dieser nach dem Brand 1750 im salzburgisch-bajuwarischen Stil in seiner jetzigen Form wieder auf­gebaute Bauern­hof wird bereits 1074 urkundlich erwähnt, da er vom Erz­bistum Salzburg dem Stift Admont über­lassen wurde.

Auch die weiteren Ortschaften und Ortsteile der Marktgemeinde Haus sind sehens- und besuchens­wert. Besonders anzuführen ist die Filial­kirche St. Margaretha in Oberhaus, die 1519 an Stelle einer vermut­lich romanischen Kirche neu erbaut wurde. Bei einem Brand im Jahr 1921 ist das Lang­haus­gewölbe ein­gestürzt und 1927 durch ein Tonnen­gewölbe ergänzt worden. Der Chor­raum mit seinem sehens­werten Netz­rippen­gewölbe und hängen­dem Schluss­stein blieb aber erhalten. Der Hoch­altar (1695) wird dem Schlad­minger Bild­hauer Johann Georg Mohr zuge­schrieben, den Tabernakel schuf Balthasar Prandstätter (1740/45). Von ihm stammt auch die interes­sante "Drachen­kanzel" (1742/43). Beson­dere Bedeutung erlangte die Margarethen­kirche in Oberhaus im 18. Jahr­hundert als Wall­fahrts­kirche. Verehrt wurde die hl. Margaretha und die vier­zehn Nothelfer.

Kapelle in Weißenbach

Die Dorfkapelle in Weißenbach, dem Herzen Jesu geweiht, wurde 1897 neu errichtet und 1970 mit dem aus der Katharinen­kapelle in Haus stammenden Altar von Balthasar Prand­stätter (1740/50) ausgestattet.
Eine weitere private Kapelle befindet sich in Ruperting beim Bauernhof vlg. Mühl­bacher und eine neue protest­an­tische Kapelle wurde vom Liegen­schafts­besitzer Heiko Volker Wührmann in Ennsling errichtet.

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